Die vierte Etappe des Iseltrails ist etwas ganz Besonderes. Auf der Iseltrail Etappe 4 kehren wir nicht wie gewohnt in unsere Unterkunft in Virgen zurück, sondern verbringen die Nacht auf der Clarahütte auf 2.038 Metern Höhe. Schon bei der Planung dieser Wanderung habe ich mich auf dieses Highlight gefreut. Eine Übernachtung auf einer Hütte ist immer wieder ein außergewöhnliches Erlebnis – genau solche Abenteuer sind es, die mich am Wandern so begeistern.
Tourfacts zur Iseltrail Etappe 4
- Länge: ca. 12,6 km Streckenwanderung
- Startpunkt: Prägraten am Großvenediger Gemeindeamt
- Endpunkt: Clarahütte (Übernachtung)
- Anreise: Bus Linie 951 Lienz-Ströden Fahrplan
- Höhenmeter: ca. ↑ 780 hm und ↓ 80hm
- Anforderung: Kondition, im oberen Bereich Schwindelfreiheit und eine Prise Trittsicherheit
- Wegbeschaffenheit: kleine Pfade, breite Wege, teils Asphalt, Im Frühjahr Schneefelder möglich
- Einkehr: Islitzer Alm und Clarahütte
- Hunde: gut geeignet, Wasser mitnehmen, teils sehr sonnig (Übernachtung mit Hund frühzeitig abklären)
Unsere Erfahrungen auf der Iseltrail Etappe 4
Unser Lesetipp
Übrigens, alle Infos und Fakten, die du für deine Wanderung auf dem Iseltrail brauchst findest du in unserem Beitrag “Iseltrail – alles was du wissen musst!
Wölfe??? Hier geh ich nicht lang!
Wie gewohnt führen uns die ersten Meter über breite Forstwege – teils direkt am Flussufer entlang, teils durch schattige Waldgebiete. Schon bald stoßen wir auf ein Warnschild mit der Aufschrift „Wolfsgebiet“, was bei der Motte ein entsetztes „Hier geh ich nicht durch!“ hervorrief. Nachdem wir ihr erklärt hatten, dass selbst in unserem Heimatwald Wölfe leben, war die Angst jedoch schnell vergessen.
Das erste Highlight: Die wunderbare Glo-Schlucht
Wenig später erreichen wir das erste Naturspektakel der Iseltrail Etappe 4: die Glo-Schlucht. Tief im Wald verborgen hören wir ihr Tosen, lange bevor wir sie zu Gesicht bekommen. Mit beeindruckendem Getöse stürzt das Wasser in die Tiefe. Und dann liegt sie vor uns: ein imposanter Einschnitt in die Landschaft, umhüllt von aufsteigendem Gischtnebel, der eine magische Atmosphäre schafft. Die Umgebung wirkt wie ein Märchenwald. Die Glo-Schlucht ist der erste von vielen Wasserfällen, die uns heute erwarten – und zweifellos ein würdiger Auftakt.
Der Weg führt uns weiter durch idyllische Wälder, während zwischen den Bergen hin und wieder das ewige Eis der Gletscher aufblitzt. Noch ist es kaum vorstellbar, dass wir morgen tatsächlich an einem solchen Gletscher stehen werden – alles scheint so unglaublich fern. Doch wir denken nicht zu viel darüber nach, auch (oder besonders) nicht über die bevorstehenden Höhenmeter. Stattdessen genießen wir die traumhaft schönen, naturnahen Wege.
Islitzeralm – Kraft tanken und genießen
Schon bald erreichen wir den Abzweig nach Ströden und treffen erstmals auf dieser Wanderung auf wahre Menschenmassen. Ihr Ziel: die berühmten Umbalfälle. Gemeinsam mit vielen anderen Naturbegeisterten folgen wir dem breiten Ziehweg bergauf in Richtung der Wasserfälle. Immer wieder werden wir dabei von Pferdekutschen überholt. Hin und wieder ertappe ich mich dabei, wie ich mir vorstelle, jetzt gemütlich in einer der Kutschen zu sitzen – anstatt mich schnaufend den langen, breiten Weg hinaufzukämpfen.
Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel und brennt mit ihrer vollen Sommerkraft. Umso dankbarer sind wir, als wir auf der Islitzeralm noch ein Plätzchen finden und uns stärken können – schließlich liegen noch etliche Höhenmeter vor uns. Die Alm selbst ist ein beeindruckender Ort: fast vollständig umgeben von den saftig grünen Berghängen und mit einem fantastischen Blick auf imposante Wasserfälle wie den Kleinbachfall.
Die Umbalfälle – Ein Naturwunder hautnah erleben
Direkt hinter der Alm beginnen die Umbalfälle. Und die sind so fantastisch, dass wir die nächsten Höhenmeter kaum spüren. Immer wieder halten wir inne, staunen, schauen und saugen die überwältigenden Eindrücke in uns auf. Rund um die mächtigen Wasserfälle, die mit beeindruckender Kraft die Felsen hinabstürzen, wurde der NaturKraftWeg angelegt. Er bietet nicht nur Stationen mit inspirierenden Sinnsprüchen, sondern auch imposante Aussichtsplattformen, die einzigartige Perspektiven auf dieses Naturschauspiel eröffnen.
Besonders beeindruckt hat mich der „Gedankenwasserfall“. Dort zu stehen war einer dieser besonderen Momente, in denen ich von Glück und Dankbarkeit erfüllt war – einfach dafür, das alles erleben zu dürfen. Die Motte hingegen fand ihre Lieblingsstelle etwas weiter oben: Auf einer Plattform, die weit in die Schlucht hinausragt, wird man vom Sprühnebel der Gischt erfrischt. Bei den heutigen Temperaturen eine willkommene Abkühlung.
Gedankenwasserfall
Ich übergebe dem Wasserfall all meine Gedanken,
besonders die schweren,
und lasse sie zum Gedankenwasserfall werden
Oberhalb der Umbalfälle beruhigt sich die Isel wieder, und wir tauchen endgültig in das stille, alpine Umbaltal ein. Ein Stück folgen wir schmalen Pfaden, umgeben von üppigem Grün und duftenden Bergwiesen, während vor uns die unberührte Bergwelt majestätisch emporragt. Das Ufer der Isel lädt hier förmlich zu einer kleinen Pause ein. Klar, dass wir dazu nicht nein sagen können.
Hoch hinauf … immer nur hinauf
Nun begann der wohl anspruchsvollste Abschnitt des Weges. Zumindest fühlte es sich so an – auch wenn es auf der Karte gar nicht so dramatisch aussah. Vielleicht war es die drückende Hitze oder der ungewohnt schwere Rucksack, der für die Übernachtung auf der Clarahütte ein wenig voller war als sonst. Zum Glück wirkten alle Mitwanderer ebenso erschöpft (sonst hätte ich echt an meiner Fitness gezweifelt), während wir uns den scheinbar endlosen, steilen Pfad hinaufschleppten. Die atemberaubenden Ausblicke auf die fast surreal wirkende Landschaft entschädigte allerdings für unsere Mühen und man hatte gute Gründe immer mal wieder stehen zu bleiben und den Blick über die Berge schweifen zu lassen.
Schließlich erreichten wir die letzte Überquerung der Isel für heute – und mit ihr hatte auch der steile Anstieg ein Ende. Es ging zwar weiterhin bergauf, aber nun moderater, und wir wanderten auf schmalen Pfaden durch die sattgrünen Hänge des Tals. Hier und da versperrten uns noch Schneereste den Weg, doch die Wegewartung war bereits fleißig dabei, sie zu räumen.
Die Mischung aus Schneefeldern und dem schmalen Pfad entlang der Hänge ließ erstmals echtes alpines Gefühl aufkommen. Ab hier waren Trittsicherheit und Schwindelfreiheit definitiv von Vorteil. Der restliche Weg war traumhaft schön: eingerahmt von schroffen Gipfeln, wilden Bergwiesen in voller Blüte, der rauschenden Isel tief unter uns und den pittoresken Schneefeldern, die den Taleinschnitt schmückten. So vergingen die letzten Kilometer wie im Flug.
Hüttenzauber auf der Clarahütte: Ein perfekter Abschluss des Tages
Trotzdem war ich ziemlich erleichtert, als die Hütte endlich in Sicht kam. Nach dem obligatorischen Stempel für die vierte Etappe des Iseltrails und einem ersten erfrischenden Getränk konnten wir auch schon unser Hüttenzimmer beziehen. Da wir mit unserer Knopfnase unterwegs waren, war unser Zimmer in einem Anbau außerhalb des eigentlichen Hüttentraktes untergebracht. Das bedeutete zwar, dass wir nachts über den „Hof“ zur Toilette gehen mussten, doch dafür hatten wir absolute Ruhe – ein echter Luxus.
Den Nachmittag verbrachten wir entspannt am Ufer der Isel. Wir kühlten unsere Füße im eiskalten Gletscherbach (wenn auch nur kurz, denn das Wasser war wirklich empfindlich kalt) und genossen die letzten Sonnenstrahlen in den bereitstehenden Hängematten.
Zum Abendessen wurden wir mit einem mehrgängigen Menü verwöhnt, das keine Wünsche offen ließ. Von einer wärmenden Suppe über Lasagne bis hin zu einem leckeren Dessert war alles dabei, und die netten Gespräche mit anderen Wanderern machten den Abend perfekt.
Anscheinend waren heute nicht wir müde von den vielen Eindrücken, denn die Hütte leerte sich recht schnell. Auch wir kuschelten uns bald in unsere Schlafsäcke. Mit einem zufriedenen, seligen Lächeln schliefen wir ein – glücklich über diesen unvergesslichen Tag.
Der Komoot Track zur 4. Etappe des Iseltrails
Fazit zur Iseltrail Etappe 4
Die vierte Etappe des Iseltrails ist bisher meine Lieblingsetappe. Angefangen bei der Glo-Schlucht, den Umbalfällen, der grandiosen Landschaft ringsum und den abwechslungsreichen Wegen bis hin zur Hüttenübernachtung in der Clarahütte – heute hat einfach alles gepasst. Ja, es war anstrengend, aber dafür auch traumhaft schön. Definitiv einer der Wandertage, die lange in Erinnerung bleiben werden.
Hier geht´s zu den anderen Etappen des Iseltrails
Iseltrail Etappe 3 hat mich begeistert und das nicht nur wegen der spektakulären Hängebrücke. Es gibt eine ganze Menge mehr zu entdecken, denn der Fluss zeigt heute das erste Mal etwas von seiner Kraft und und der Macht die Natur zu formen.
Ciao und bis bald
Eure Nancy von Wanderfrei
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