Baldeneysteig – Top oder Flop?
Baldeneysteig – Top oder Flop?

Baldeneysteig – Top oder Flop?

Am letzten Wochenende ist ein lange geplantes und oft verschobenes Wanderabenteuer wahr geworden. Zusammen mit einer lieben Freundin bin ich den Baldeneysteig in Essen gewandert. Zumindest für Ruhrpottwanderer ist dieser Steig sicherlich ziemlich weit vorn auf der Bucket List. Ob der gehyppte Steig seinem Ruf gerecht wird oder eher floppt…seit gespannt.

Wo geht’s los und wie komme ich hin?

Der Baldeneysteig ist ein Rundweg mit vielen Einstiegs- (und im Notfall) auch Ausstiegsmöglichkeiten. Theoretisch kannst du also an jeder beliebigen Stelle deine Wanderung beginnen. Wir sind in Essen-Kupferdreh am Hespertalbahnhof gestartet, da sich dort auch ein relativ großer Parkplatz befindet. Bei schönem Wetter dürften die Plätze allerdings schnell belegt sein.

Da sich der Steig im Stadtgebiet von Essen befindet kannst Du an vielen Stellen auch bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Toll finde ich auch dass man den Steig nicht an einem Tag laufen muss. Durch die gute Verkehrsanbindung in Essen-Kupferdreh und Essen-Werden kann man die Wanderung in 2 recht ähnlich anstrengende Etappen aufteilen.

Tourfacts zu unserer Wanderung auf dem Baldeneysteig

Wanderkarte vom Baldeneysteig
  • Länge: ca. 27 km Rundtour
  • Höhenmeter: ca. 500hm im Auf- und Abstieg
  • Anforderung: sehr gute Kondition und teilweise Trittsicherheit erforderlich
  • Wegbeschaffenheit: Schotterwege, Straßen, Waldwege, Pfade
  • Einkehr: diverse, vor allem auf den letzten Kilometern der Tour

Unsere Erfahrungen auf dem Baldeneysteig

Bei herrlichem Sonnenschein und frühlingstauglichen Temperaturen standen wir morgens hochmotiviert am Parkplatz in Essen-Kupferdreh und schnürten unsere Wanderschuhe. Nach langer Winterwanderpause (zumindest für solche lange Touren) waren wir schon ein bisschen nervös. Schon alleine das Wort „Steig“ beschwört bei mir Bilder von steilen Anstiegen und komplizierten Wegen herauf. Aber schließlich sind wir ja nicht in den Alpen sondern mitten im Pott. Also auf geht’s!

Die Strecke südlich des Baldeneysees

Nach dem ersten kurzen Blick auf den See, starten wir Richtung Süden und erreichen bald einen kleinen Pfad in den Wald. Der Anstieg wird schnell mit den ersten Aussichten auf den Baldeneysee belohnt, allerdings dürfte das im Sommer mit ordentlich Laub an den Bäumen etwas schwieriger werden. Weiter geht es durch einen kleinen Park und über schmale Waldwege mal bergauf, mal bergab. Mittlerweile haben wir uns recht weit vom Seeufer entfernt und stehen quasi über den Dächern Essens.

Tolle Wege und Pfade auf dem Baldeneysteig

Und dann wird die Landschaft weit, Wiesen bestimmen das Bild. Kleine schnuckelige Bauernhöfe und romantische Fachwerkhäuschen entlocken uns immer wieder ein kleines Seufzen und das ein oder andere verklärte „Oh, wie schön!“ (wir sind halt unverbesserliche Romantikerinnen :-)).

Auf jeden Fall haben wir zwischen all den schönen Ausblicken das erste mal (ja, das erste Mal – es folgen noch weiter Irrungen und Wirrungen) den offiziellen Weg verloren. Zum Glück sind wir mittlerweile erfahrene Kartenleserinnen und sind nach einem kleinen asphaltlastigen Umweg wieder auf der Strecke. Der Weg führt uns nun an der Hespertalbahn vorbei hinab zum See mit dem historischen Haus Scheppen. Mit einer kleinen Marina und einigen Einkehrmöglichkeiten taucht man also unvermittelt von landschaftlicher Idylle in den Ausflugstrubel ein.

Wir lassen all das jedoch links…quatsch…in diesem Fall rechts liegen und nehmen den nächsten kleinen Anstieg in Angriff. Es geht entspannt weiter durch landschaftlich genutzte Flächen, deren Panoramen das Herz weit werden lassen. So geht es weiter bis wir die Ausläufer vom Ortsteil Essen-Werden erreichen. Nach dem Friedhof Werden II steigen wir schließlich zum Ufer ab, einige tolle Aussichten auf die gegenüberliegende Villa Hügel und den See inklusive.

Schließlich überqueren wir am Baldeneyer Stauwehr den See und genießen bei traumhaften Sonnenschein den Blick auf das Wasser. Und schon sind wir auf der Nordseite des Baldeneysteiges angekommen.

Die Strecke nördlich des Baldeneysees

Ich auf dem Baldeneysteig
Wegweiser

Zunächst wenden wir uns vom See ab und folgen der Ruhr ein Stück an ihrem Ufer entlang. Irgendwie drehen sich unserer Gespräche plötzlich mehr und mehr ums Essen – ein deutliches Zeichen, dass es Zeit für eine Pause ist. Der Rucksack ist mit Leckereien gefüllt, uns fehlt nur noch ein geeigneter Picknickplatz. Aber Bänke oder Rastplätze sind leider rar gesät am Baldeneysteig. Nun gut, dann halten wir den knurrenden Magen noch etwas im Zaum und folgen erstmal weiter dem Weg. Und der hat es jetzt in sich…einer der steilsten Anstiege der Wanderung wartet auf uns. Entschädigt für die Mühen werden wir aber durch eine schöne Wegführung mit schmalen Waldwegen.

Steiler Aufstieg
Puh…anstrengend

Endlich kommt ein Restaurant in Sicht…leider geschlossen und dann noch ein weiteres…leider auch geschlossen. Immerhin haben wir nun etwa die Hälfte der Strecke geschafft und werden prompt mit der langersehnten Pausenbank belohnt. Jetzt aber mal schnell das Picknick ausgepackt. Frisch gestärkt marschierten wir weiter…zu spät haben wir bemerkt, dass die Bank hinter einer Wegabzweigung lag und wir nun gar nicht mehr auf dem Baldeneysteig unterwegs sind, sondern mal wieder ein bisschen abseits. Glücklicherweise haben wir den Weg aber recht schnell wiedergefunden.

Nachdem wir an einer Ampel die Bredeneyer Straße gequert haben, geht es hinein in den Kruppwald. Der Wald gehört zum Komplex der Villa Hügel, ist aber im Gegensatz zum Hügelpark frei zugänglich. Auf den breiten Waldwegen kommen wir recht zügig voran und erreichen bald den Eingang zum Hügelpark. Hier werfen wir natürlich einen kleinen neugierige Blick über den Zaun auf die imposante Villa der Krupp-Dynastie.

Durch ein Wildgatter geht es weiter durch schöne Mischwälder, Richtung Klusenkapelle. Auf dem idyllischen Klusengelände ist im schnuckligen Fachwerkkotten das Restaurant „Zur Kluse“ untergebracht. Verzaubert von dem Charme des historischen Ortes beschlossen wir im Biergarten ein Getränk zu nehmen. Leider ließ der Service sehr zu wünschen übrig. Wir fühlten uns nicht sehr willkommen. So wurde es nur ein kurzer Stopp, bevor wir zum Endspurt ansetzten. Immerhin musste der höchste Punkt des Baldeneysteigs noch erobert werden, der Baldeneyberg.

Der Anstieg dorthin hatte es nochmal ganz schön in sich, führte dafür aber über sehr abwechslungsreiche kleine Wurzelwege. Zusätzlich werden wir kurz darauf mit überwältigenden Panoramen auf den See entschädigt. An der Bruchkante stehend fühlten wir uns an Mosel oder Rhein versetzt…herrlich.

Bei all dem Gucken und Staunen haben wir es geschafft das 3. mal den Weg zu verlieren. Das war aber gar nicht schlimm, denn so lag plötzlich auch die Burgruine Isenburg auf unserer Route. Auch von hier aus haben wir den Ausblick sehr genossen. Allerdings sahen wir von Westen auch dicke fette Gewitterwolken aufziehen.

Wir nahmen also die Beine in die Hand um es zumindest in flacheres Gebiet zu schaffen. Pünktlich beim Erreichen des Uferweges trafen uns sie ersten Tropfen und der Donner krachte gewaltig über dem See. Aber wie von Wunderhand kam plötzlich Wind auf und trieb die Gewitterfront über den Baldeneyer Berg davon (na, wenn Engel wandern😉). Die letzten Kilometer führten uns an der Promenade und später durch das Vogelschutzgebiet Heisinger Bogen. Enten, Komorane, Reiher und Schildkröten mussten natürlich noch gebührend bestaunt werden.

Und dann hatten wir es geschafft, rund 27km und ein toller Mädelsausflug liegen hinter uns…das macht glücklich und lässt das Wanderherz hüpfen.

Der Komoot Track zum Nachlaufen unserer Version des Baldeneysteigs

Pssst… falls Du doch lieber den Originaltrack laufen magst, kannst du dir den GPS Track hier herunterladen.

Unser Fazit zum Baldeneysteig

Der Baldeneysteig ist auf jeden Fall etwas besonderes, da er Weitwandern mit urbanen Leben verbindet. Das hat eindeutig Vorteile in Bezug auf Infrastruktur und Einkehrmöglichkeiten. Allerdings hat es für unseren Geschmack auch ein paar Nachteile, die man nicht unerwähnt lassen sollte. Zum Einem verläuft ein recht großer Teil des Weges auf Asphalt, was zum wandern natürlich nicht so toll ist. Zum Anderen trifft man unterwegs doch recht oft auf bebautes Gebiet, sodass sich die Nähe zur Natur sich teilweise nicht so richtig einstellen will. Größter Kritikpunkt zum Steig ist für uns jedoch die Beschilderung. Unterwegs fehlen immer wieder Schilder, oft sind sie auch verwirrend angebracht und eine Beschilderung mit Zuweg oder Extraschleife wäre auch hilfreich, um das Wandervergnügen zu steigern. Alles in allem ist der Baldeneysteig trotzdem ein abwechslungsreicher Weg, der für jeden Ruhrpottentdecker auf der Bucket List stehen sollte.

Unsere: Bewertung: ✳️✳️✳️✳️✳️✳️✳️✴️✴️✴️ 7 von 10 Sternen

Pssst…Du hast noch nicht genug?

Dann kommt hier meine Leseempfehlung für Dich:

Du magst Ruhrgebietspanoramen, Natur, landwirtschaftlich geprägte Räume und schmale Pfade? Dann haben wir das perfekte Pott-Wanderziel für Dich. Schau mal rein in unseren Artikel über das Panoramawunder Elfringhauser Schweiz!

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Bleibt mir noch zu sagen, ciao und bis bald

Deine

      Nancy

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Ein Kommentar

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