Als ich das erste Mal vom relativ neuen Iseltrail gelesen hatte war ich sofort angefixt. Denn allein die Vorstellung einen Fluss von seiner Mündung bis zur Quelle zu begleiten, strahlt eine ungeheure Faszination aus. Ich mag Flüsse. Ihre Kraft Landschaften zu formen sind beeindruckend und ihr sanftes Rauschen bringt mich meisten ganz schnell zur Ruhe. Aber beim Iseltrail ist das nicht alles. Denn die Isel entspringt nicht wie die meisten Flüssen an einer Quelle, sondern direkt aus einen Gletscher, dem Umbalkees. Klar, dass ich unbedingt dort hin musste! Hier teilen wir unsere Erfahrungen vom Wanderabenteuer Iseltrail und geben Tipps zu allen Themen rund um diese besondere Weitwanderung entlang der Isel.
Der Iseltrail – ein noch ganz junger Wanderweg
Bei der Fülle an Weitwanderwegen stellt sich die Frage müssen weiterhin neue Wege erschlossen werden und ist der Weg wirklich so besonders. Meiner Meinung nach gibt es in Bezug auf den Iseltrail auf beide Fragen nur die Antwort JA!
Denn der Iseltrail ist nicht irgendein neuer Weg, sondern er führt dich entlang des letzten frei fließenden Gletscherflusses Österreichs. Und das es das in der Form überhaupt noch gibt ist Umweltschützern zu verdanken, die über 50 Jahre für diesen wilden, ungezähmten Fluss gekämpft haben. Ursprünglich sollte die Isel nämlich umgeleitet werden und ein Wasserkraftwerk diesen wilden Fluss zähmen. Zum Glück wurden diese Pläne schließlich fallen gelassen und die Region dem Nationalpark Hohe Tauern und später dem Natura-2000 Schutzgebiet zugeordnet. 2020 wurde schließlich als letzter Schritt der Iseltrail eröffnet. Womit bewiesen wurde Umweltschutz durch Tourismus ist möglich.
Die Vorbereitung unserer Wanderung auf dem Iseltrail
Um es vorweg zu nehmen, den Iseltrail zu planen ist einfach, denn die Verantwortlichen haben bei der Planung gute Arbeit geleistet. Alle harten Fakten zur Wanderung findest du auf den Seiten von Tirol Info.
Generell gibt es zwei Möglichkeiten den Iseltrail zu begehen. Ganz klassisch mit Rucksack von Etappe zu Etappe oder mithilfe des Busses von einem Standortquartier aus. Der Fernwanderweg ist auf beide Optionen sehr gut abgestimmt, da die Tagesziele immer in einem Ort mit Übernachtungsmöglichkeiten und einer Bushaltestelle enden. Wir haben uns aufgrund der Mengen von zu transportierendem Hundefutter (und Gepäck🫣) für die zweite Möglichkeit entschieden. Mit der Gästekarte ist die Fahrt mit den Bussen kostenfrei. Praktische dafür ist die App SmartRide. Neben den möglichen Busverbindungen werden die Abfahrtszeiten in Echtzeit angezeigt, was unterwegs durchaus hilfreich sein kann.
Beachten solltest du bei deiner Planung allerdings, dass am Wochenende die Busse nicht sehr häufig verkehren und auch der Endpunkt der Wanderung in Ströden nur wenige Male pro Tag angefahren wird.
Einzige Hürde der Planung ist die Übernachtung auf der Clarahütte zwischen Etappe 4 und 5.
Diese solltet ihr möglichst frühzeitig buchen, denn die Hütte ist Stützpunkt für mehrere Fernwanderungen. Die Buchungsoptionen und alle Informationen zur Clarahütte findest du hier.
Mit Hund und Kind unterwegs
Auch dieses Mal waren wir als Familie mit unserer Ridgebackhündin unterwegs. Da der Weg einige Besonderheiten bereithält, wollen wir darauf nochmal gesondert eingehen. Unsere Motte ist mittlerweile 10 Jahre (Wahnsinn…wo ist die Zeit geblieben) und bergerprobt. Die ersten 4 Etappen sind für konditionsstarke Kinder kein Problem und die Hüttenübernachtung sorgt sicherlich für ein kleines Abenteuer. Auf der 5. Etappe wird es hochalpin und es sind einige seilgesicherte Steilstufen auf Eisentritten zu überwinden. Dafür sollte schon ein bisschen Bergerfahrung und auf jeden Fall Schwindelfreiheit vorhanden sein.
Der Iseltrail mit Hund
Und damit wären wir auch schon beim Thema Hund. Gitterroste und Gittertreppen wie auf Etappe 1 schrecken unsere Knopfnase in der Regel nicht. Die Hängebrücke auf Etappe 3 kann man umgehen, denn die Kombination aus Gitterrost, nix drunter und ordentlich Schaukelei wollten wir ihr ersparen.
Auf der Clarahütte sind Hunde erlaubt, allerdings gibt es soweit wir wissen nur ein Zimmer in dem die Mitnahme von deinem Vierbeiner möglich ist. Frühzeitiges Nachfragen und Reservieren lohnt sich also. Ansonsten war es für unsere Lou auf der Hütte recht entspannt. Wir konnten sie problemlos mit in den Schankraum und zum Frühstück nehmen und Streicheleinheiten hat sie sich auch genug abgeholt:-)
Der Knackpunkt für die Vierbeiner liegt kurz vorm Gletscher. Für uns Zweibeiner wurden Steigeisen in die Felswand geschlagen. Doch Hunde finden auf den teilweise sehr steilen und glatten Felsen wenig Halt. Unsere Knopfnase mit ihren knapp 40kg Kampfgewicht hat den Aufstieg deshalb nicht bis zum Gletscher geschafft😞. Das Risiko auf dem teilweise nassen Gestein war uns einfach zu groß und der Hund zu schwer, als das wir ihn sicher nach oben tragen konnten. Aus diesem Grund haben wir die letzten ca. 1,5km nicht zusammen, sondern nur nacheinander zurücklegt. Einer von uns hat jeweils mit dem Hund vor der Steilstufe gewartet. Letztendlich konnten so alle Zweibeiner den Gletscher erreichen, aber geplant war es natürlich anders. Denn wenn man zusammen wandert, will man eigentlich auch zusammen am Ziel ankommen.
Die Etappen
Knappe 75km, 2229Höhenmeter bergauf, 1496 hm bergab und 5 Tage Wanderabenteuer liegen vor uns. Die Originaletappen sind meiner Meinung nach wirklich gut geplant und wie gesagt perfekt auf das Busnetz abgestimmt. Wir sind deshalb einfach mal nach Plan gelaufen (bis auf kleine Änderungen, um zu den Bushaltestellen zu gelangen).
Und das sind sie:
- Etappe 1 Lienz bis Sankt Johann im Walde:
17,1km, 150hm ↑, 80hm ↓ - Etappe 2 Sankt Johnann im Walde nach Matrei:
15,9km, 290hm ↑, 100hm↓ - Etappe 3 Matrei nach Prägraten am Großvendiger:
17,5km, 600hm↑, 230hm↓ - Etappe 4 Prägraten am Großvenediger zur Clarahütte:
12,6km, 780hm↑, 80hm↓ - Etappe 5 Clarahütte zum Umbalkees und Abstieg nach Ströden:
16,6km, 460hm↑, 1080hm↓
Alle Etappen wurden von uns aufgezeichnet und entsprechen somit unserer jeweiligen Etappenlänge, inkl. aller Umwege und Zuwege zum Iseltrail.
Die ersten 3 Etappen sind mit ein bisschen Kondition recht einfach zu laufen. Trittsicherheit oder Schwindelfreiheit sind nur äußerst selten nötig, denn meist führt die Tour über gut ausgebaute Wege. Für Etappe 4 sollte auf jeden Fall eine gute Portion Kondition vorhanden sein, denn die knappen 800hm müssen gefühlt auf 2km überwunden werden.
Richtig hochalpin wird es nach der Clarahütte auf Etappe 5. Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit sind Grundvoraussetzung für diesen Abschnitt, denn der Weg führt über einige Steilstufen nach oben, die man nur Mithilfe von Eisenstiegen überwinden kann. Ach ja, und da so einige Bäche überhüpft oder je nach Wasserstand durchwatet werden müssen, sind wasserdichte Schuhe hier echt von Vorteil:-)
Die Verpflegung am Iseltrail
Der Iseltrail verläuft in vielen Bereichen nah am Fluss und teilweise weit weg von den kleinen Ortschaft entlang des Trails.
Auf Etappe 1 haben wir (außer am Anfang in Lienz) keine Einkehr gefunden. Eine Brotzeit im Rucksack kann also nicht schaden. Aber auch im weiteren Verlauf war es nicht immer einfach eine Einkehr zu finden. Am besten informierst du dich vorab über eventuelle Ruhetage der Restaurants am Weg. In besonders guter Erinnerung geblieben sind uns der Schwaigerhof bei Virgen auf Etappe 3 und die Islitzeralm auf Etappe 4.
Richtig toll fanden wir die Trinkbrunnen entlang der ersten Etappe. Aller paar Kilometer konnten wir unsere Wasserflaschen an den Brunnen auffüllen. Danach gab es die Brunnen jeweils nur noch an den Etappenenden (außer an der Clarahütte und am Gletscher).
Stempelheft und Wandernadel
Wie schon letztes Jahr am Lechweg, waren wir auch dieses Jahr wieder auf Stempeljagd. Am Iseltrail geht das ganz bequem mit dem vorgefertigten Stempelheft, das zusätzlich noch ein paar Infos zur Wanderung enthält. Die Hefte liegen in den Touristeninformationen am Weg aus.
An jedem Etappenende steht eine Metallsäule mit dem jeweiligen Stempel. Bei uns waren alle Stellen vorbildlich gewartet. So konnten wir am Ende unserer Wanderung gegen Vorlage des gefüllten Stempelheftes die schöne Iseltrail-Wandernadel ergattern.
Meine Glückstaumelmomente entlang des Iseltrails
- Die Auenlandschaften und Sandstrände
- Der Skulpturenpark bei Virgen
- Die Hängebrücke bei Prägraten
- Die Umbalfälle
- Die Übernachtung auf der Clarahütte
- Und natürlich die unwirkliche Landschaft am Umbalkees-Gletscher mit seinem Gletschersee
Fazit zum Iseltrail
Wasser und Wandern passen für mich perfekt zusammen, denn der Fluss an dem du gehst, spiegelt die Veränderung der Landschaft auf einzigartige Weise wider. Und diese Landschaften waren wirklich sagenhaft, von sanften Sandbänken über Schluchten, tosenden Wasserfällen bis hin zu einem Gletscher hat die Isel einiges geboten.
Allerdings muss man einräumen, dass eine Wanderung an einem derart wilden Fluss nichts für Ruhesuchende ist. Das Tosen des Wassers ist teilweise schon gewaltig (zumindest wenn soviel Wasser unterwegs ist wie bei uns). Hinzu kommt auf den ersten Etappen der Straßenlärm der Bundesstraße, die zwar immer auf der anderen Seite der Isel verläuft aber oft laut zu hören ist.
Meine Favoriten unter den Etappen waren zweifelsohne die letzten Beiden. Denn hier hat man schnell das Gefühl in eine andere Welt einzutauchen und ein kleines Abenteuer abseits des Alltags zu erleben.
Die ersten Etappen sind da nur Vorgeplänkel…verlaufen sie doch oft auf breiten Wirtschaftswegen, manchmal sogar auf Asphalt.
Trotz allem war ich am Ende begeistert vom Iseltrail, denn wann hat man schon mal die Möglichkeit relativ einfach bis zu einem Gletscher zu wandern.
Ciao und bis bald
Eure Nancy von Wanderfrei
Unser Lesetipp
Wenn dir der Iseltrail gefällt, dann ist der Lechweg ganz sicher etwas für dich. Auch er begleitet einen der letzten wilden Flüsse Europas von der Quelle bis zur Mündung. Schau doch mal rein in unser 8-tägiges Wandererlebnis auf dem Lechweg.
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